Sun Noise Reduction Kit V2

David Reichelt aka Freud-Schiller
29. April 2006

1. Einleitung

Das vorliegende Dokument soll in einfachen Schritten zeigen, wie mit einer Grundauswahl an Werkzeugen die Betriebslautstärke von Workstations der Firma Sun Microsystems deutlich reduziert werden kann, ohne dabei auf die nötigen Reserven für temperaturbedingte Belastungsspitzen verzichten zu müssen.

Die Umrüstung hat zum Ziel, die Wärmeabfuhr der Workstations dynamisch an die Umgebungstemperatur anzupassen.

Der Name des Dokuments wurde in Anlehnung an das von SUN vertriebene Noise Reduction Kit für die Ultra 30/60 gewählt und soll deutlich machen, daß die hier angestrebte Lösung einen Schritt weiter gehen soll. Generell kann die Umrüstung an jeder SUN Workstation bis einschließlich der SUN Ultra 60 durchgeführt werden, wenn folgende Dinge beachtet werden:

Die Umrüstung ist für Desktopsysteme entwickelt, es macht keinen Sinn, einen Server dieser Umrüstung zu unterziehen, auch „hochgezüchtete“ Workstations wie z.B. eine SUN SS20 mit Hypersparc Prozessor(en) und/oder einem ZX-Framebuffer sind keine geeigneten Systeme.

Bevor man also diese Umrüstung in Erwägung zieht, sollte man alle „unnötigen“ Hitze- und Geräuschquellen entfernen. Dazu zählen alte oder sehr schnelle Festplatten(>10.000 rpm), wärmeintensive Framebuffer, wenn diese gar nicht benötigt werden (z.B. Elite 6 M6 oder o.g. ZX/LEO Framebuffer).

Der Autor übernimmt keinerlei Haftung, egal welcher Art, und weist ausdrücklich darauf hin, daß die Umbauten eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Elektrotechnik erfordern. Die Umrüstung des Netzteils sollte auf KEINEN Fall von Laien durchgeführt werden, da Arbeiten in diesem Bereich ohne zuvor getroffene Schutzmaßnahmen lebensgefährlich sein können.

Die Umrüstung wird an zwei gänzlich verschiedenen Workstations der Firma SUN beschrieben. Zwischen der SUN IPX und der SUN Ultra 30 liegen ca. 7 Jahre Entwicklung, welche in allen Belangen spürbar ist. In zwei Punkten jedoch stimmen beide Workstations überein: sie sind extrem robust und vielseitig erweiterbar aufgebaut.

Zu beachten ist, daß die drei Schwestermodelle der IPX (IPC, LX und Classic), abgesehen von der Rechenleistung, nahezu dasselbe Design aufweisen und auch ganz ähnliche Netzteile verwenden. Die Ultra 30 ist wiederum das kleine Schwestermodell der Ultra 60, welche dasselbe Netzteil verwendet, jedoch einen zusätzlichen Prozessor aufnehmen kann.

Die Workstations, an denen die Umrüstung durchgeführt wurde, sind wie folgt ausgestattet:

[SUN IPX] Codename: Hobbes
40MHz Weitek CPU
Onboard CG 6 Framebuffer
64MB Arbeitsspeicher
9GB IBM Festplatte Modell: DDRS-39130 (S97B)

[SUN Ultra30] Codename: Quark
250 MHz UltraSparc II CPU
Creator 3D Framebuffer Series 3
512MB Arbeitsspeicher
9GB FUJITSU Festplatte Model: MAG3091L SUN9.0G

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2. Analyse und Planung

2.1 Ist-Analyse

a) Die SUN IPX ist mit einem Netzteil ausgestattet, welches 65W elektrische Energie zur Verfügung stellt. Die bei der Umwandlung von Netz- in Niederspannung systembedingt entstehende Wärme wird durch einen 60x60x25mm großen Lüfter aus dem Netzteil befördert, d.h., er bläst warme Luft in die Umgebung der Workstation, so daß an die Seiten der Workstation kühlere Luft ins Gehäuse gezogen wird. Der Lüfter im Netzteil hat also die Aufgabe, das Netzteil selbst und die Workstation zu kühlen.

Der Lüfter trägt die Modelnummer MMF-06D12DH des Herstellers Mitsubishi und befördert laut Angabe des Herstellers 0,5 m³ Luft pro Stunde (kein Tippfehler von mir, sondern Herstellerangabe, obwohl ich diese für einen Tippfehler halte), die Umdrehungsgeschwindigkeit des Flügelblatts ist leider unbekannt. Seine Lautstärke wird mit 29 dBA angegeben.

b) Die SUN Ultra 30 ist mit einem Netzteil ausgestattet, welches 350W elektrische Energie zur Verfügung stellt. Die bei der Umwandlung von Netz- in Niederspannung systembedingt entstehende Wärme wird durch einen 92x92x25mm großen Lüfter aus dem Netzteil befördert. Direkt unterhalb des Netzteils befindet sich der Lüfter des Prozessorschachts, welcher dafür sorgt, daß im stetigem Luftstrom die Abwärme des Prozessors (oder der Prozessoren) aus dem Gehäuse befördert wird. Der Lüfter hat die gleichen Abmessungen wie der Lüfter des Netzteils. Die Modellnummer der Lüfter ist 3610KL-04W-B50, der Hersteller NMB gibt folgende Betriebswerte an: Bei 3200 Umdrehungen pro Minute fördert der Lüfter pro Stunde ca. 94m³ Luft und entwickelt dabei eine Lautstärke von 39 dBA.

Zusätzlich zu den beiden baugleichen Lüftern existiert ein Lüfter mit den Maßen 120x120x25mm am Boden der Gehäusefront, welcher kühle Umgebungsluft in das System befördert. Das Modell 4710NL-04W-B50 kommt ebenso aus dem Hause NMB und fördert laut Hersteller ca. 154,56m³ Luft pro Stunde bei min. 2550 Umdrehungen pro Minute, dabei entwickelt er eine Lautstärke von ca. 41 dBA.

Der Aufbau der beiden Workstations ist extrem unterschiedlich, und daher macht ein Vergleich bei der Ist-Analyse wenig Sinn.

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2.2 Planung

a) Der vorhandene Lüfter der SUN IPX soll gegen ein gleichwertiges Modell getauscht werden, die Stromversorgung und damit die Leistung des Lüfters soll von der Temperatur in der Workstation geregelt werden.

Alle Teile für den Umbau sollen aus Kostengründen von einem Hersteller bezogen werden. Ich wähle Reichelt Elektronik, da die Bauteile dort wesentlich günstiger angeboten werden als bei anderen Elektronikversandhäusern.

Als Ersatzlüfter wähle ich das Modell KDE1206PTS3 12 des Herstellern SUNON. Bei Reichelt wird dieser Lüfter unter der Artikelnummer "LÜFTER-6025 12V" geführt und bietet ein vergleichbares Leistungsdreieck (Stromaufnahme, Drehzahl und Fördermenge). Der Lüfter fördert bei 3300 Umdrehungen pro Minute ca. 29m³ Luft pro Stunde und entwickelt dabei eine Lautstärke von ca. 26.5dBA.

Die Kühlkörper für Prozessor, Cache und Framebuffer waren leider nicht lieferbar!

Die Steuerelektronik des Importeur H-Tronic führt Reichelt unter der Modellnummer "LÜFTER-REGLER" und wird laut Anleitung wie folgt beschaltet:

Die Schaltung ist denkbar einfach, die Steuerung wird also genau zwischen Spannungsquelle und Last (Lüfter) geschaltet.

Die Steuerung selbst nutzt einen NTC (Heißleiter), der seinen Widerstand entsprechend der Temperatur ändert und so eine elektrische Darstellung der Temperatur ermöglicht.

b) In der SUN Ultra 30 sollen alle drei vorhandenen Lüfter gegen gleichwertige Lüfter getauscht werden, jeder Lüfter soll eine eigene Steuerung erhalten und zusätzlich dazu soll der Lüfter des Prozessors bei Bedarf (Installationsparty mit anderen E-Heizungen etc.) immer die volle Spannung von 12 V erhalten. Die Steuerung funktioniert nach dem gleichen Prinzip und wird genauso beschaltet, jedoch wird die Schaltung für die CPU Lüfter modifiziert, damit die oben beschriebene manuelle Außerkraftsetzung der Steuerung des Prozessorlüfters möglich wird. Die Schaltung wird während der Durchführung noch genauer beschrieben.

Als Ersatz für den Netzteil- und den Prozessorlüfter kommt das Modell KD1212PTS1 des Herstellers SUNON zum Einsatz. Der Lüfter fördert ca. 83,23 m³ Luft pro Stunde bei 2800 Umdrehungen pro Minute, dabei entsteht ein Schallpegel von ca. 34 dBA.

Auch der Ersatz für den Systemlüfter der SUN Ultra 30 kommt vom Hersteller SUNON und trägt die Modellkennung KD1212PTS1. Bei mindestens 2550 Umdrehungen pro Minute fördert er ca. 154 m³ Luft pro Stunde, laut Hersteller wird ein Geräuschpegel von 41 dBA nicht wesentlich überschritten.

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2.3 Zielsetzung

Primär:

1. Ziel der Umrüstung ist es, die Förderleistung der Lüfter an die Umgebungstemperatur dynamisch und automatisch anzupassen und so die Lärmentwicklung des System zu reduzieren.
2. Es soll so wenig Veränderung an den Workstations wie nur möglich erfolgen. Keine Heißkleber- oder Kabelbinderlösungen, sondern Techniken, die der Hersteller selbst hätte anwenden können.

Sekundär:

Die Lüfter, welche schon sehr lange im Betrieb waren, werden ersetzt, da die Lagerung der Lüfter auf Grund altersbedingten Verschleißes die Lautstärke zusätzlich erhöht.

Tertiär:

Die Lebensdauer des Systems soll durch den Eingriff so wenig wie irgend möglich herabgesetzt werden.

Da die Relation zwischen Systemtemperatur und Lebensdauer nicht linear verläuft, kann diesem Ziel Folge geleistet werden, zumal die maximale Leistung der Lüfter bei 50° schon zur Verfügung steht und dieser Temperaturbereich noch als unkritisch betrachtet werden darf.

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2.3 Abgrenzungen

Es ist nicht Ziel, die Lautstärke der Workstations komplett zu eliminieren.
Es ist nicht Ziel, die Kühlung noch effizienter zugestalten als dies ohne hin schon der Fall ist.
Es ist nicht Ziel, einen lauten Server leise zumachen.

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3. Durchführung

a) SUN IPX

Die Durchführung der Umrüstung begann mit der Freilegung des Netzteils der SUN IPX. Dafür mußte die SUN IPX geöffnet werden.

Das Design der IPX ist sehr durchdacht und extrem wartungsfreundlich. Die obere Hälfte, welche das Netzteil, die Festplatte und das Diskettenlaufwerk enthält, wird dabei nach rechts geklappt, die untere Hälfte enthält das Mainboard mit dem Arbeitsspeicher und möglichen Erweiterungskarten. Auf dem hochauflösenden Bild läßt sich außerdem erkennten, daß die IPX sich nicht mehr im Auslieferungszustand befindet, das NVRAM (linke Hälfte, oben rechts) der Workstation wurde so modifiziert, daß Standard Lithium-Knopfzellen dessen Versorgung übernehmen können. Weiterhin wurde die Status LED "modifiziert", d.h., der Lichtwellenleiter wurde entfernt, so daß die LED nun mehr nur noch das Gehäuse erhellt und der Autor im Schlaf nicht gestört wird ;-) .

Die beiden Einheiten wurden nun von einander getrennt, das Netzteil wurde entfernt und geöffnet (Achtung! Nur geschulte Techniker!).

Das Netzteil ist außergewöhnlich entworfen und entwickelt, es kann auf Grund seines einfachen und klaren Aufbaus im Bedarfsfall von jedem Radiotechniker (zu entsprechenden Preisen ;-) repariert werden. Unten links im Bild befindet sich der Lüfter, welcher das Netzteil und die Workstation mit kühler Luft versorgt.

Der Anschluß des Lüfters liegt zwischen dem Lüfter selbst und den davor liegenden Lade/Puffer Elkos.

Der Lüfter der SUN IPX wurde von Mitsubishi hergestellt und trägt die Modellkennzeichnung (MMF-06D12DH).

Zu Beginn der eigentlichen Modifikation wurde die Lüftersteuereinheit (hier zum Größenvergleich neben einer Lüfterbefestigungsschraube) zwischen die Spannungsversorgung des Lüfters und dem Lüfter selbst geschaltet. Die Steuereinheit läßt sich in drei Bereiche aufteilen: Links auf dem Foto ist die Befestigungslasche, welche die gesamte Steuereinheit später tragen soll. In der Mitte befindet sich die Platine, welche die eigentliche Schaltung (SMD-Bauweise) aufnimmt, und rechts sitzt der NTC-Temperaturfühler. Die Beschaltung der Steuereinheit ist denkbar einfach, oben links (1. Kupferfläche von links) wird das Pluspol des Lüfters angeschlossen, in der Mitte (2. Kupferfläche von links) werden die Minuspole des Lüfters und der Zuleitung angeschlossen, rechts (3. Kupferfläche von rechts) wird das Pluspol der Zuleitung angeschlossen.

Das Bild zeigt die Steuereinheit fertig verdrahtet und ummantelt von einem Schrumpfschlauch, als Größenvergleich dient wieder eine Lüfterbefestigungsschraube. Ein Aufbau ohne Schrumpfschlauch ist in dem kleinen Netzteil der SUN IPX mit seinen begrenzten Platzverhältnissen nur mit großem Wagnis möglich und grob fahrlässig! Wichtig beim Einsatz des Schrumpfschlauchs sind zwei Sachen: Erstens muß der Schrumpfschlauch die "richtigen" Teile (Metallflächen) bedecken, ohne die "falschen" (NTC) zu verdecken, und zweitens darf die Verarbeitungstemperatur der empfindlichen SMD-Platine nicht schaden!

Die Aufnahme zeigt den fertigen Aufbau mit Lüfter, Steuereinheit und Zuleitung. Der Schrumpfschlauch ist noch nicht über die Steuereinheit gezogen, und der einfache Aufbau der Schaltung wird deutlich. Die Leitungen sollten nicht zu lang und auch nicht zu kurz geraten, im Zweifelsfall lieber etwas zu lang bemessen und dann kürzen.

Es fand eine grobe "Anprobe" statt, da sich die Kabelführung geändert hatte. Der von SUN verbaute Lüfter führt eine Zuleitung direkt von rechts oben in das Netzteil, etwa parallel zur gezeigten Befestigungsschraube. Der neue Lüfter gibt die Zuleitung links außen aus, und diese muß nun quer über das Gehäuse in das Netzteil geführt werden. Nach der Anprobe war aber klar, daß der Lüfter so eingebaut werden konnte.

Die fertige Einheit aus Steuerung, Lüfter und Anschlußleitung ist montiert. Der Fühler der Steuerung befindet sich am äußersten Bereich des Strömungskanals, so ist sichergestellt, daß er ein (nicht ganz genaues ;-) Temperaturmittelmaß aus der angesogenen Luft des System und des Netzteils bildet. Wichtig ist, daß die Zuleitung nicht zu lang gerät und so den Luftstrom bremst oder die Lautstärkeentwicklung negativ beeinflußt. Im Zweifelsfall einfach noch einmal etwas Kabel abnehmen.

Das fertige Netzteil (Ausschnitt Lüfterbereich) mit neuer Kabelführung und geschlossenem Gehäuse. Die Umrüstung ist unauffällig gelungen und nur für Personen ersichtlich, die schon einmal ein Netzteil dieser Baureihe in der Hand hatten. Das Netzteil wird jetzt wieder in die SUN IPX Workstation verbaut und alle Komponenten werden verkabelt. Anschließend sollte die Workstation aus Sicherheitsgründen über einen schnellauslösenden FI-Schutzschalter (0,03A Schaltschwelle) mit dem Stromnetz verbunden werden. Wenn die Spannungsfreiheit des Netzteilgehäuses nach einer Messung feststeht, kann der normale Betrieb wieder aufgenommen werden. In meinem Fall erfolgte eine kleine Testreihe.

b) SUN Ultra 30

Natürlich mußte auch diese Workstation für die Umrüstung geöffnet werden.

Das Bild zeigt die Ultra 30 auf der rechten Seite liegend. Das riesige Netzteil dominiert den Aufbau, die erste und zweite Bank des Arbeitsspeichers wird komplett verdeckt. Auf dem Bild unterhalb des Netzteils befinden sich die Massenspeicherlaufwerke. Ganz rechts ist das CD-ROM, die Festplatte steckt in einem Schnellwechselrahmen links neben dem CD-ROM. Über dem Festplattenschacht und links neben den drei leeren Arbeitsspeicherbänken findet sich der Prozessor der Workstationen, welcher zur besseren Kühlung von einem Plastikschacht umgeben ist und auf dem Bild oben in der Mitte in den Trakt des Prozessorlüfters mündet. Relativ unscheinbar links neben dem Prozessor sitzt der Framebuffer Creator 3D in seinem UPA Slot. Eingeengt von Framebuffer und Prozessor sieht man von der Multimedia Option (Soundkarte) recht wenig. Auf der linken Seite im Bild befinden sich oben die PCI Erweiterungsschächte und unten im Bild der Systemlüfter.

Die Grundfläche des Netzteils läßt auf ein Standard AT(X) Netzteil schließen, doch weit gefehlt, die Tiefe des Netzteils ist mindestens doppelt so groß wie bei PC-Netzteilen. Das Netzteil ist wesentlich komplizierter aufgebaut als die Netzteile der SUN4C und SUN4M Reihen. Allein die Querschnitte der Ausgangsleitungen (z.B. die gelben Leitungen) zeigen, daß es sich um eine ganz andere Klasse handelt. Das Netzteil ist extrem integriert aufgebaut und sollte wirklich nur von Fachkräften zerlegt werden. Ich habe für die komplette Umrüstung nicht einmal eine Stunde gebraucht, bei üblichen Stundensätzen wäre eine Auftragsarbeit noch finanziell tragbar.

Das Netzteil ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Der im Bild rechte Bereich läßt sich nach oben weg klappen und enthält unter anderem den Hochspannungsbereich (Metallschutzmantel) und den Lüfteranschluß. Im linken Bereich befinden sich unter anderem der Lüfter und eine sehr lange Kühlkörperschiene, welche genau im Luftstrom liegt.

Auf dem linken Bild sieht man den Anschluß des Lüfters, das rechte Bild zeigt den Lüfter selbst sowie einen Bereich des riesigen Kühlkörpers.

Nach der Monatage des neuen Lüfters erfolgte eine erste Überprüfung der Länge der Zuleitungen. Die Regeleinheit ist noch nicht mit Schrumpfschlauch überzogen, es steht aber schon fest, daß diese genau auf die Kühlkörper fixiert werden soll, damit eine optimale und möglichst dynamische Regelung erfolgen kann.

Die Steuereinheit ist nun mit Schrumpfschlauch überzogen und befindet sich am Ende des ersten Drittels des Kühlkörpers.

Das Netzteil kann nun wieder zusammengebaut werden, dabei ist darauf zu achten, daß die Leitungen, welche nachher mit dem Mainboard verbunden werden, nicht beschädigt werden! Ich muß es einfach sagen, der neue Lüfter sieht phantastisch aus :-)

Nach dem Netzteil stand die Umrüstung des Systemlüfters an. Der Systemlüfter befindet sich hinter einer Plastikschutzabdeckung, die leicht entfernt werden kann.

Das wahre Monster von einem Lüfter. Systemstaub kann bei mir jederzeit zum Preis von 9,90€/kg geordert werden. Alternativ hätte ich auch Getriebesand ;-)

Das erste Bild zeigt die Steuereinheit mit kompletter Verdrahtung, das zweite Bild zieht einen Größenvergleich zwischen dem Anschlußstecker und der Steuereinheit, das letzte Bild zeigt den gesamten Aufbau von Lüfter, Steuereinheit und Anschlußstecker. Die Steuereinheit wurde mit der Befestigungsschraube eines Schachtblechs (Slotblende) montiert und ermittelt so die Temperatur der Umluft im PCI-Slot-Bereich.

Der letzte Teil der Umrüstung der SUN Ultra 30 Workstation betraf den Prozessorlüfter. Das Bild zeigt links in der Mitte den Prozessor selbst, rechts schließt sich der Kanal des Lüfters an. Alles ist mit Plastik ausgekleidet, um den Luftstrom möglichst optimal zu lenken und zu nutzen. Um den Lüfter selbst zu erreichen, muß das Mainboard ausgebaut werden. Bis auf die Massenspeicherlaufwerke müssen auch alle anderen Komponenten entfernt werden, damit das Mainboard überhaupt ausgebaut werden kann.

So sieht der Prozessorlüfter nach dem Freilegen aus. Fast scheint es, als würden rechts Schrauben fehlen, jedoch konnte ich nach der Demontage des Lüfters beruhigt feststellen, daß auf der rechten Seite gar keine Aufnahmen für Schrauben vorgesehen sind.

Das nächste Bild zeigt den neuen Lüfter im Prozessorschacht. Außerdem verdeutlicht das Bild noch eine Besonderheit bei der Modifikation des Prozessorlüfters. Für diesen Lüfter sah ich einen manuellen Überbrückungsschalter (Override Switch) vor, der die Möglichkeit zur Verfügung stellt, bei Bedarf die Steuereinheit zu überbrücken und so den Lüfter direkt auf maximaler Leistung zu betreiben.

Nach dem erfolgreichen Zusammenbau der Workstation erfolgte die Inbetriebnahme genau wie bei der SUN IPX zuerst an einem mobilen Personenschutzschalter.

Die Schaltung für eine solche Funktion ist denkbar einfach, es kommt ein Wechselschalter zum Einsatz, an dessen Mittelpol das Pluspol des Lüfters liegt, an einem Außenpol des Schalters liegt nun die normale 12V Spannung der Lüfterversorung, am anderen Außenpol liegt die geregelte Spannung der Steuereinheit an. Nun kann zwischen zwei Betriebsarten gewählt werden. Die Praxis hat gezeigt, daß die Veränderung der Lautstärke minimal ist, ich gehe daher davon aus, daß die meiste Geräuschentwicklung vom Netzteil- und dem Systemlüfter erzeugt wird.

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4. Kontrolle und Langzeitüberprüfung

a) SUN IPX

Die Temperaturbestimmung der Umgebungsluft ist der wichtigste Teil der Kontrolle. Ich ermittelte mit Hilfe eines Temperatursensors NTC 833 (Conrad 188506 - 62) die Umgebungstemperatur in der Workstation. Dabei zeigte sich, daß die Temperatur noch mehr als schon vermutet von der äußeren Umgebungstemperatur abhängt.

Bei ca. 17°C Raumtemperatur um 10 Uhr morgens betrug die Systemtemperatur (durch SBUS Slot gemessen, 5cm im System) nach 30 Minuten Betriebszeit vor der Umrüstung ca. 31°C. Gegen 16 Uhr und ca. 23°C Raumtemperatur (Dachwohnung!) betrug die Systemtemperatur ca. 41°C.

Nach der Umrüstung betrug die Systemtemperatur um 10 Uhr nach 30Minuten Betriebszeit ca. 35°C (gleiche Raumtemperatur) und gegen 16 Uhr bei ca. 23°C Raumtemperatur betrug die Systemtemperatur ca. 41°C.

Der Vergleich zeigt sehr deutlich, daß die eigentliche Systemtemperatur nicht beeinflußt wird, da der Lüfter dynamisch seine Leistung den Abwärmeverhältnissen anpasst. Einzig die Zeitspanne für die Anpassung scheint einen Temperaturunterschied aufzubauen, da nach 30 Minuten die Temperatur leicht erhöht ist.

Alle Messungen erfolgten mit oben genanntem NTC 883, welcher über ein Digitalmultimeter ausgemessen wurde. Die gemessenen Widerstandswerte wurden in Temperaturwerte umgerechnet. Die Messung erfolgte im normalen Systembetrieb mit geladenem Betriebsystems und zeitweilig auftretender Last.

b) SUN Ultra 30

Genau wie bei der SUN IPX ist die Temperatur der SUN Ultra 30 Komponenten der entscheidende Faktor. Da die SUN Ultra 30 im Gegensatz zur SUN IPX drei statt nur einen Lüfter besitzt, sind auch drei Messpunkte nötig.

Vor der Umrüstung habe mit der schon bei der SUN IPX beschriebenen Methode an folgenden Punkten folgende Werte nach 30 Minuten Betriebszeit gemessen:

Nach der Umrüstung konnte ich nach der gleichen Betriebszeit folgende Werte messen:

Leider sind die Werte nicht so genau wie bei der SUN IPX, da für die zweite Messung das Gehäuse während der Messung offen sein mußte. Jedoch bin ich auch hier mit den Werten sehr zufrieden, laut einem Dokument von SUN (USII-360-4M-DataSheet.pdf), welches sich auf die UltraSparcII CPU(360 MHz Version) bezieht, liegen die Werte absolut im grünen Bereich.

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5. Abschließende Bewertung

Eine Bewertung der Arbeit kann eigentlich nur erfolgen, wenn ein umgerüstetes System und ein "Standard"-System nebeneinander verglichen werden. Ich habe versucht, mit Hilfe eines Mikrophons (SUN ;-) die unterschiedlichen Eindrücke festzuhalten, doch leider bin ich kein besonders guter Audio-Techniker, so daß Störgeräusche und Pegelunterschiede leider das Klangbild verzerren. Ungeachtet dieser Unzulänglichkeiten haben diverse Plattenfirmen meine CD "SUN (Ultra) SparcStation Sounds" auf den Markt gebracht. Für 60,50€ ist die Maxi CD nun im Handel (quasi kann die SUN jetzt mit in den Urlaub), wer einen direkten MP3 Download bevorzugt, wird bestimmt mit den nachfolgenden Links glücklich.

a) SUN IPX Hörproben

Ich bin mit dieser Umrüstung sehr zufrieden, einzig die Festplatte stört mich noch etwas und sollte bei Zeit gegen ein leiseres Modell getauscht werden.

SUN IPX vor der Umrüstung. Microphon steht hinter der SparcStation.

SUN IPX nach der Umrüstung. Microphon steht hinter der SparcStation.

Original Lüfter der SUN IPX.

Neuer Lüfter der SUN IPX.

b) SUN Ultra 30 Hörproben

Die Umrüstung der SUN Ultra 30 war noch erfolgreicher als die Umrüstung der SUN IPX. Die Lautstärke nach der Umrüstung ist nur geringfügig höher als die von Standard-PCs, einer Verwendung in leisen Räumen (Schlafzimmer, Wohnraum und Arbeitszimmer) steht nun nichts mehr im Weg, die Festplatte ist vorbildlich leise und ausreichend schnell.

SUN Ultra 30 vor der Umrüstung. Microphon befindet sich vor dem Netzteil, gegenüber dem CD-ROM.

SUN Ultra 30 vor der Umrüstung. Microphon befindet sich auf dem Platikkäfig des großen Systemlüfters.

SUN Ultra 30 nach der Umrüstung. Microphon befindet sich vor dem Netzteil, gegenüber dem CD-ROM.

SUN Ultra 30 nach der Umrüstung. Microphon befindet sich auf dem Platikkäfig des großen Systemlüfters.

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6. Nachfolgende Arbeiten

Folgende Arbeiten sind geplant, aber nicht bestandteil dieser Dokumentation:

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